Aktuelle Themen der Sportförderung

15
June
2021

Hessenteam-Serie Olympische Spiele Tokio 2021

Christian Reitz will seine Goldmedaille verteidigen

Die Olympischen und Paralympischen Spiele werfen ihre Schatten voraus. Am 23. Juli 2021 werden die Olympischen Spiele in Tokio eröffnet und am 24. August 2021 beginnen die Spiele für die paralympischen Athletinnen und Athleten. Die Sportstiftung Hessen portraitiert in den nächsten Ausgaben einige der größten hessischen Medaillenhoffnungen für Tokio 2021. In dieser Ausgabe den Sportschützen Christian Reitz vom SV 1935 Kriftel.

Das außergewöhnliche Naturtalent von Christian Reitz (34) wurde schon früh erkannt. Es war in seiner alten Heimat Löbau in der Oberlausitz, wo der Olympiasieger mit der Schnellfeuerpistole von Rio 2016 am Schießstand seine ersten Erfahrungen sammelte. Als klar wurde, dass Reitz – kaum volljährig – schon Chancen hatte, sich für Olympia zu qualifizieren, was im Sportschießen eher selten der Fall ist, wechselte er nach Hessen. Beim SV 1935 Kriftel und gecoacht von Bundestrainer Detlef Glenz gewann er in Peking 2008 dann sogar die Bronzemedaille. Der inzwischen auch mit zahlreichen EM und WM-Medaillen hochdekorierte Polizeioberkommissar möchte in Tokio seine Goldmedaille gerne verteidigen: „Das finde ich definitiv erstrebenswert“, sagt Christian Reitz, der im internationalen Vergleich diesmal nicht so recht weiß, wo er steht.

Wundertüte Olympia

Da es pandemiebedingt im Sportschießen so gut wie gar keine Wettkämpfe gab, stochern sie aber weltweit derzeit alle ein bisschen im Trüben: „Wir wissen nicht, wer wie drauf ist. Das wird eine Wundertüte sein, die in Tokio aufgeht.“ An den Start gehen wird das Mitglied der Sportfördergruppe der Hessischen Polizei aber nicht nur mit seinem Spezialgerät, sondern auch im Einzel mit der Luftpistole und möglicherweise auch im Luftpistolen-Mixed. Bei den Europaspielen 2019 in Minsk hat er gemeinsam mit seiner Frau Sandra in dieser Disziplin die Bronzemedaille gewonnen. Doch sollte sich ein Mixed für Tokio finden, wird er eine andere Partnerin an seiner Seite haben. Seine Frau hat sich für die Spiele nicht qualifiziert. „Das war sehr ärgerlich, weil es so knapp war“, bedauert Christian Reitz, der inzwischen in Regensburg lebt, aber sportlich weiterhin in Hessen seinen Platz hat. Bei der Frage, ob er sich auf seine vierten Spiele denn freut, muss er lachen. Es ist kein fröhliches Lachen, sondern eins, dass die absehbare Andersartigkeit des Weltereignisses mitnimmt: „Grundsätzlich Ja, aber ich denke auch an die vielen Sportler, für die es in ihrer Karriere das erste und einzige Mal sein wird. Und sicher sein, ob es auch wirklich stattfindet, das kann man sich erst, wenn es anfängt.“

STECKBRIEF:

Geburtstag: 29.04.1987

Verein: SV 1935 Kriftel / HSG Regensburg

Sportart und Disziplin: Sportschießen Pistole (Schnellfeuerpistole / Luftpistole als Hauptdisziplinen)

Mein größter sportlicher Erfolg: War der 1. Platz bei den Olympischen Spielen Rio 2016 mit der Schnellfeuerpistole.

Mein sportliches Ziel 2021: Ich möchte bei den Olympischen Spielen Tokio zeigen was ich kann.

Mein sportliches Talent hat entdeckt: Das größte Talent bin ich nicht. Ich bin durch die Schule zum Sportschießen gekommen und wurde gefordert und gefördert durch Edmund Baader.

Mein Traumberuf: Als Mitglied der Sportfördergruppe der hessischen Bereitschaftspolizei ist aktuell mein Sport mein Beruf was super ist und nach meiner sportlichen Karriere kann ich direkt bei der Polizei wiedereinsteigen und mich dort verwirklichen.

Mein Motivationsmotto: Man kann sich immer noch ein bisschen verbessern und seine Leistungen maximieren.

Meine drei stärksten Eigenschaften: akribisch, präzise, motiviert

1
June
2021

Hessische Erfolgsgeschichte: Eine Wahnsinnsentwicklung

In der Serie „Hessische Erfolgsgeschichten“ porträtiert die Sportstiftung Hessen erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler unseres Landes.

Dieses Mal den Brustschwimmer Lucas Matzerath, der sich überraschend für Tokio qualifiziert hat.

Es sind fraglos sehr talentierte und im Nachwuchsbereich auch erfolgreiche junge Athletinnen und Athleten, die die Sportstiftung Hessen in ihrem Perspektivteam versammelt. Aus diesem Kader heraus direkt den Sprung zu Olympischen Spielen zu schaffen, ist allerdings selten. Lucas Matzerath (21) hat es geschafft. Bei den German Trials in Berlin konnte er die Norm über 100m-Brust (59,80 Sek.) in 59,64 Sek. klar unterbieten. Der Student der Elektrotechnik, dessen bisher größter Erfolg in der Offenen Klasse der Gewinn einer Bronzemedaille über 50m-Brust bei der Kurzbahn-DM 2019 war, sagt selbst: „Ja, es stimmt, ich habe eine Wahnsinnsentwicklung gemacht.“ Doch wenn sich der Zwei-Meter-Mann von der SG Frankfurt den Verlauf seiner Bestzeiten wiederum genauer betrachtet, dann sei der Sprung zu Olympia gar nicht mehr so groß. Es habe nie eine Stagnation gegeben, und gemeinsam mit seinem Heimtrainer Mark Jayasundara habe sich auch immer wieder eine andere technische Komponente gefunden, die sich verbessern ließ. Deshalb sei der Übergang in die Offene Klasse auch so reibungslos verlaufen.

Überhaupt spielt der Trainer in Lucas Matzeraths Entwicklung eine ganz große Rolle. Bereits 2016 war er ihm aus Nordrhein-Westfalen nach Frankfurt gefolgt. „Das war definitiv die richtige Entscheidung“, so Matzerath heute. In Jayasundara sieht er zwar keinen Freund, sondern eine Respektsperson, die aber gleichwohl fast zur Familie gehöre: „Ich habe vollstes Vertrauen und glaube fest an unsere Arbeit.“ Der gemeinsame Fahrplan bis zu den Spielen wird zunächst über die EM in Budapest (17.-23. Mai) führen, wo Matzerath das Gefühl für eine internationale Meisterschaft bekommen will, um von dem Großereignis in Tokio nicht überwältigt zu werden. Danach geht es zu den „Finals 2021“ nach Berlin (3.-6. Juni), wo im Rahmen einer Multisportveranstaltung auch die Deutsche Meisterschaft im Beckenschwimmen ausgetragen wird.

Vertrauen zurückgeben

Lucas Matzerath, der bis zum Abitur im Sportinternat am OSP Hessen in Frankfurt lebte und danach ins wenige Meter entfernte „Alte Wohnheim“ umgezogen ist, hat sämtliche Förderstrukturen des hessischen Sports durchlaufen. Neben der finanziellen Förderung durch die Sportstiftung Hessen, die er als eine „ganz große Erleichterung“ empfindet, weiß er auch zu schätzen, was all die Akteure im Hintergrund zu seinem aktuellen Erfolg beigetragen haben, darunter u.a. Shila Sheth, die hessische Landestrainerin. Dieses in ihn gesetzte Vertrauen möchte er gerne zurückgeben, was bedeutet, dass er sich komplett auf den Sport fokussiert.

So setzt er mit dem Studium in diesem Semester aus, außer einigen Online-Vorlesungen, an denen er teilnimmt, um neben all dem Sport noch ein Mindestmaß an geistiger Anregung zu haben. Was das Abenteuer Olympia angeht, so hat er sich vorgenommen, seine Bestleistung über 100m-Brust (59,64) weiter zu unterbieten. Sein größter Wunsch wäre es allerdings, das Halbfinale zu erreichen.

23
March
2021

Hessische Erfolgsgeschichte: Zwischen zwei Welten

In der Serie „Hessische Erfolgsgeschichten“ porträtiert die Sportstiftung Hessen erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler unseres Landes.

Dieses Mal den Mehrkämpfer Andreas Bechmann, der zuletzt nicht nur sportlich überzeugen konnte, sondern auch mit einer Geschäftsidee.

Kaum ein Mitglied des Hessenteams der Sportstiftung Hessen fand in jüngster Zeit so viel öffentliche Beachtung wie der Frankfurter Andreas Bechmann, der bei der Hallen-EM in Polen mit dem 6. Platz im Siebenkampf sehr zufrieden war. „Das war echt eine hammerharte Anreise über mehr als 14 Stunden. Das hat an meinen Kräften gezehrt“, sagte der zweimalige Deutsche Hallenmeister im Siebenkampf (2019/20), der sich zuvor bei einem extra für ihn selbst im Leichtathletikzentrum in FFM-Kalbach organisierten Wettkampf mit starken 6057 Punkten für die EM qualifiziert hatte. Nach dem pandemiebedingten Ausfall der nationalen Titelkämpfe war dieses Extra-Event von seinem Verein Eintracht Frankfurt kurzfristig auf die Beine gestellt worden.

Parallel zu diesen sportlichen Ereignissen hatte sich Andreas Bechmann im Rahmen seines Management-Studiums gemeinsam mit weiteren Kommilitonen eine Geschäftsidee ausgedacht und sich mit dem dazugehörigen Konzept namens „Preventio“ an der Ausschreibung zum „Sporthilfe Start-Up des Jahres“ beworben. Dieser Preis, den Bechmann und sein Team auch tatsächlich gewinnen konnten, entspringt den Förderprogrammen der Deutschen Sporthilfe zur Dualen Karriere von Spitzenathletinnen und Athleten. Die seit 2018 existierende Start-Up Academy ermöglicht mit Workshops die Entwicklung von Geschäftsmodellen bis zur Gründungsreife und eröffnet auf diese Weise einen Weg zum eigenen Unternehmen. „Bei der Erkundung eines erfolgversprechenden Geschäftsfeldes haben wir dann die Nische Leitungswasserschäden gefunden und wie man diese am besten verhindern kann. Da passiert bisher nicht viel auf diesem Sektor“, erzählt der mit 21 Jahren immer noch sehr junge Nachwuchsmann der Eintracht. Er geht davon aus, dass die Firmengründung noch 2021 aus dem Hochschulbereich heraus umgesetzt werden kann. Das künftige Angebot von „Preventio“ wird sich jedoch nicht an private Endverbraucher richten, die einem Rohrbruch proaktiv vorbeugen wollen, sondern an Rückversicherer, Wohnungsbaugesellschaften und weitere Besitzer großer Immobilien-Portfolios. Der Preisgewinn hat Andreas Bechmann riesig gefreut, aber nicht so sehr überrascht. „Wir waren gut vorbereitet und wollten gewinnen.“

Vorteil Jugend

Auf der sportlichen Ebene wird der baldige Jungunternehmer alles daransetzen, sich entweder beim Meeting in Götzis (Österreich) Ende Mai oder drei Wochen später in Ratingen für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Bechmann: „Das zu schaffen wäre wirklich gigantisch, aber ich mache mich deshalb nicht verrückt.“ Dass er nicht unter Druck steht, hat natürlich mit seiner Jugend zu tun, die ihm für das absolute Karrierehighlight eines jeden Individualsportlers potenziell noch mehrere Chancen lassen wird. Darüber hinaus gäbe für Bechmann, der für die seit 2018 bestehende Förderung durch die Sportstiftung Hessen sehr dankbar ist, mit der U23-EM in Bergen (Norwegen) im Juli einen alternativen Saisonhöhepunkt. Er hätte dort Medaillenchancen.

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