Man mochte vor dem Fernseher seinen Augen kaum trauen, doch während der Wintersport-Berichterstattungen tauchte gleich zu Anfang Dezember ein neues hessisches Gesicht auf: Kim Kalicki, die junge Bob-Pilotin von der TuS Eintracht Wiesbaden, feierte ihr Weltcup-Debüt mit gleich zwei Podestplätzen. Zunächst raste sie mit ihrer Vereinskollegin Vanessa Mark auf Rang Drei, um sich eine Woche später, ebenfalls in Lake Placid (USA), mit der Winterbergerin Erline Nolte noch um eine Position zu verbessern. Und auch wenn es auf Außenstehende so gewirkt haben mag - solche sensationellen Leistungen kommen natürlich nicht aus dem Nichts oder sind alleine dem hochwertigeren Material geschuldet sind, das Kalicki im Weltcup zur Verfügung gestellt wurde. In Wirklichkeit ist die 22 Jahre alte Polizeikommissarin in der Bob-Szene längst keine Unbekannte mehr.
Nach der obligatorischen Pilotenausbildung ist sie gleich im Winter 2015/16 in den Europacup eingestiegen, hat also ganz früh schon eine Menge Erfahrung gesammelt, die ihr heute zugute kommt. Auch die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen: So wurde sie mit verschiedenen Anschieberinnen u.a. sowohl 2017 wie auch im vergangenen Winter U-23 Junioren-Weltmeisterin. Kim Kalicki, die wie so viele andere Bobsportler ursprünglich auch von der Leichtathletik gekommen ist, erhofft sich für die nahe Zukunft noch mehr gute Anschieberinnen. Daran mangele es in Deutschland ein wenig, wobei sie als Pilotin auch nicht bestimmen kann, wer bei welchem Anlass mit ihr zusammenfährt. Das entschieden jeweils die Trainer; derzeit sind das ihr Heimtrainer Tim Restle und Bundestrainer René Spies. Und so wird ihr auch bei der diesjährigen Junioren-WM in Winterberg (08.02.) wieder „jemand draufgesetzt“ werden, von der sie zum Zeitpunkt des Interviews Mitte Januar noch gar nichts wusste: „Harmonie ist mir aber schon wichtig. Ich fahre einfach lieber mit Leuten, mit denen ich mich persönlich auch gut verstehe“, sagt die schnelle Wiesbadenerin, die in Anbetracht von all der Durchwechselei im Frauenbobsport bereits schon auch gelernt hat, viel spontaner zu sein.
Hohe Reisetätigkeit
Trotz der ständigen personellen Verschiebungen bildeten sich Freundschaften, die außerhalb der Saison aber kaum lebbar seien. Die Wohnorte lägen meisthin viel zu weit auseinander, womit ein wunder Punkt beim Bobfahren zur Sprache kommt. Denn auch diese Sportart ist mit einer sehr hohen Reisetätigkeit verbunden, die privaten Idealismus erforderlich macht. Kalicki: „Da kommen Unmengen an Spritkosten zusammen. Ich bin deshalb froh, von der Sportstiftung Hessen all die Unterstützung zu bekommen. Dadurch kann ein Teil der Kosten schon mal gedeckt werden.“ In der laufenden Saison wird Kim Kalicki im Anschluss an die Junioren-WM im nahen Winterberg auch wieder weitere Reisen vor sich haben: Zum Weltcup wie auch zur EM (15./16.02.) geht es bis nach Sigulda in Lettland.