Erfolgsgeschichten

In der Serie „Hessische Erfolgsgeschichten“ porträtiert die Sportstiftung Hessen erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler unseres Landes. Dieses Mal die Stabhochspringerin Sarah Vogel, die zur Juniorensportlerin des Jahres gewählt wurde.

Henri Junghänel

Es war der 12. August 2016 – ein Datum, das Henri Junghänel zeitlebens nicht vergessen wird, denn an diesem Tag wurde er in Rio de Janeiro Olympiasieger im Kleinkaliber-Liegendschießen. Mit dem letzten Schuss brach ein „riesen Medienrummel“ über den  zurückhaltenden Erfolgsmenschen herein, der im „Aktuellen Sportstudio“ dann eine einjährige Pause vom Hochleistungssport ankündigte. In Wirklichkeit war es das Ende seiner sportlichen Laufbahn. Zwar trat der inzwischen 32 Jahre alte Maschinenbau-Ingenieur im November 2017 beim Weltcup-Finale in Neu-Dehli noch einmal an und gewann prompt die Silbermedaille, doch stellte er bei dieser Gelegenheit nur noch einmal fest, dass „mein persönliches Ziel ganz einfach erreicht war.“ Die Entscheidung fiel dem langjährigen Mitglied des Hessenteams der Sportstiftung Hessen auch deshalb sehr leicht, weil seine Disziplin aus dem olympischen Programm genommen wurde.

Henri Junghänel, der aus dem Odenwald stammt und für den dort ansässigen Schützenverein SV Rai Breitenbach an den Start ging, hätte inzwischen auch gar keine Zeit mehr, sich dem Sport in der Intensität wie früher zu widmen. Denn nach einer Südamerika-Reise, die ihn gemeinsam mit seiner Frau (damals Freundin) noch im Jahr seines Olympiasieges durch Argentinien und Chile bis nach Panama führte, hat er im Februar 2017 beim Autobauer Porsche als Prozessingenieur im Karosseriebau begonnen: Zuständig ist er für den 911, der Ikone der Stuttgarter. „Ich empfinde das als ein wahnsinnig schönes Fahrzeug“, schwärmt Junghänel, bei dem eine Faszination für Sportwagen schon vorhanden war, seit er als Kind mit Matchbox-Autos gespielt hat. Dass die „Mobilität der Zukunft“ in Zeiten des Klimawandels nach alternativen Antriebskonzepten verlangt, ist Junghänel, der selbst „noch“ keinen Porsche fährt, aber durchaus bewusst.

Niederlagen verkraften lernen

Den Traumjob in Stuttgart-Zuffenhausen hat der Weltschütze des Jahres 2013 wohl ein bisschen auch seinem maximalen sportlichen Erfolg zu verdanken. „Ich bin davon überzeugt, dass das bei der Bewerbung hilfreich war“, so Junghänel, der aber sicher ist, dass auch weniger steil verlaufende Karrieren denselben Effekt haben können; der Sonderfall Olympiasieg sei ja nun eher selten! Doch ob im Sport oder anderswo - Jüngeren möchte er vermitteln, dass man sich von Niederlagen nicht abschrecken lassen sollte. Bei seiner  persönlichen dualen Karriereplanung (seinen Master hat Junghänel ebenfalls 2016 gemacht) habe die Sportstiftung Hessen einen wichtigen Beitrag geleistet: „Es hilft unendlich, wenn man keine finanziellen Sorgen hat.“ Im Jahr seines Olympiasieges hat er also gleichzeitig auch seinen Universitätsabschluss erlangt, was überrascht, weil alleine die Vorbereitung auf die Spiele in Rio sehr zeitintensiv war. Doch Henri Junghänel hat das Studium in gewisser Weise als eine Ablenkung vom Schießsport betrachtet: „Somit konnte ich schlechte sportliche Phasen besser ausgleichen.“

Seit der Hochleistungssport wegfällt geht der junge Familienvater in Ludwigsburg, wo er mit Frau und Kind direkt am Waldrand wohnt, regelmäßig zum Joggen. Er hat sich gut eingelebt: „Wir sind sehr glücklich hier.“